Planung: Wie alles Begann

Eigentlich bin ich nur durch reinen Zufall auf den Pacific Crest Trail gestoßen, genauer gesagt, durch einen Spanier in Neuseeland. Mitten in der wilden Schönheit Neuseelands traf ich beim Wandern abends einen Spanier. Wir waren beide auf dem Te Araroa unterwegs, einem 3000km langen Fernwanderweg längs über beide Inseln, allerdings in verschiedene Richtungen. Nach einem kurzen Gespräch entschieden wir uns, unser Nachtlager gemeinsam aufzubauen, Lagerfeuer zu machen und über das Wander zu philosophieren. Er war damals 72, wandert etwa 50 Kilometer am Tag und hat im Jahr zuvor seine „Triple Crown“ erreicht. Das bedeutet er hat alle drei großen Wanderwege der USA, also den Appalachian Trail, den Continental Divide Trail und den Pacific Crest Trail in ihrer kompletten Länge durchwandert, eine erstaunliche Leistung. Seine Erzählungen handeln von Bären, Trail-Angels, blutigen Füßen, Moskitoschwärmen und atemberaubender Natur, sein starker Akzent stört mich kaum, ich bin angefixt. Am nächsten Morgen sehe ich keine Spur von ihm. Er blieb wohl seinen Worten treu, um halb 6 Uhr geht es los, um 7 Uhr gibt es Frühstück, mehr als 6 Kilometer weiter. Das Leben eines Fernwanderers.

The PCT is the best Trail you are ever going to do!

– Some 70 year old Spanish Dude in New Zealand

Prinzipiell habe ich mich im Vorfeld recht wenig mit der Planung für den PCT beschäftigt. Ich wusste nur, dass ich den Trail gehen wollte. Fasziniert von der Idee und ermutigt durch meine bisherige Wandererfahrung bin ich einfach den ersten Schritt gegangen.

2020 – Corona

Eigentlich hatte ich schon 2020 vor, den Trail zu gehen. Ich war tatsächlich schon unterwegs in die USA, als Corona anfing. Leider kam dann alles anders, ich musste die ganze Aktion abbrechen. Aber jetzt, zwei Jahre später, versuche ich es nochmal und sogar ambitionierter. Ich will nicht nur den ganzen Trail schaffen, sondern den ganzen Trail in nur 100 Tagen, was etwa einem Marathon am Tag entspricht! Ich habe ein neues Permit für den 04.05.2022, mein B2-Visum gilt nach wie vor. Außer, dass ich schneller gehen will, hat sich seit dem eigentlich nicht viel geändert.

Permit 2020

Zu erst habe ich mich für ein Permit beworben, weil ich mir nicht sicher war, ob ich eins bekomme. Permits werden von der Pacific Crest Trail Assiciation mittels eines Losverfahrens vergeben. Die Vergabe der ersten 35 Permits pro Tag startet immer Ende Oktober des Vorjahres. Für mein Permit habe ich mich am 29.Oktober 2019 hingesetzt und mich digital in die Schlange für die Vergabe gestellt. Nach etwa drei Stunden Wartezeit war mein 20 Minuten Zeitfenster gekommen um meinen Antrag zu stellen. Zusätzlich zur Eingabe von Name und Kontaktdaten musste ich meine Zeitpläne für den PCT angeben, worüber ich mir bis dahin keine Gedanken gemacht hatte. Mein Start-Wunschtermin, der 27.4 war leider schon ausgebucht, daher entschied ich mich für den nächsten freien Termin, der letztendlich mein Start-Datum wurde: Der 6.5.2020. Als Enddatum wählte ich einen Termin im Oktober, so, dass auf dem Papier genug Zeit besteht, den Trail erfolgreich zu beenden. Als ich dann etwa 6 Wochen später die Zusage zum Permit erhalten habe, staunte ich nicht schlecht. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, aber insgeheim natürlich gehofft, dass es klappt. Die Entscheidung, die Möglichkeit anzunehmen, viel mir als es wirklich konkret wurde umso schwerer, aber letztendlich habe ich mich dafür entschieden und bereue es nicht.

Visum 2020

Der nächste Schritt in der Planung war für mich das Visum. Für den Trail habe ich ca. 4-5 Monate eingeplant, also reichte ein einfaches ESTA-Visum nicht aus. Als „nächst größere“ Möglichkeit bot sich das B2-Visitor-Visa an, welches mir erlaubt, für die nächsten 10 Jahre jeweils 6 Monate in die USA einzureisen. Die Zeit würde für den PCT locker reichen und es gibt ja noch mehr große Trails … Wo das Permit einfach und kurzweilig war, ist der Antrag für das B2-Visum aufwendig und kompliziert. Etwa fünf Stunden später und 160 Dollar leichter hatte ich einen Termin bei der US-Botschaft in Berlin für ein persönliches Interview. Und nein liebe USA, ich habe weder Kindersoldaten befehligt, noch einen Völkermord angeordnet, aber danke der Nachfrage. Zum Glück war der Termin Vorort nicht annähernd so nerfenaufreibend wie der Antrag. Etwa eine Stunde lang Stand ich in Schlagen vor verschiedenen Schaltern und sollte recht simple Fragen beantworten. Mit den Worten „Ihr Visum wurde genehmigt, den Pass schicken wir Ihnen danninnerhalb einer Woche zu“ wurde ich verabschiedet. Alles klar.